FDNext Input-Workshop: Nachhaltiges Forschungsdatenmanagement gemeinsam denken
| Marie Theres Augsten | Patryk Fischer | Kerstin Helbig | Boris Jacob | Janna Kienbaum | Monika Kuberek | Anna Lehmann | Simon Schmiederer | Janine Straka | Kathrin Woywod |
Im Rahmen des DFG-geförderten Forschungsprojekts FDNext fand am 5. April 2022 ein Workshop statt, der sich dem Thema „Nachhaltiges Forschungsdatenmanagement gemeinsam denken“ widmete. Mit 103 Teilnehmenden und vier Expert*innen wurde der Frage nachgegangen, wie institutionelles Forschungsdatenmanagement (FDM) weiterentwickelt und umgesetzt werden kann. Ausführliche Informationen zum durchgeführten Workshop-Programm und zu den Themenschwerpunkten gibt es auch im Flyer, der hier zu finden ist.
Zusammen mit externen Gästen aus der FDM-Community wurde über institutionelle Schnittstellen der FDM-Zusammenarbeit sowie über die Vereinbarkeit von überregionalen FDM-Empfehlungen und deren Umsetzung im praktischen Forschungsalltag diskutiert.
Neben dem Diskussionsformat bestand die Möglichkeit, die Arbeitspakete der an FDNext beteiligten Universitäten in Form von praktisch ausgerichteten Arbeitssessions kennenzulernen. Die Sessions teilen sich in folgende Themen auf: "FDM disziplinspezifisch", "FD-Policies für Forschungsprojekte", "FDs veröffentlichen und nachnutzen", “Rechtliche Beratung im FDM” sowie "Blended Learning für FD-Trainings".
Zum Workshop-Auftakt haben wir unsere Gäste gefragt, was sie am Forschungsdatenmanagement faszinierend finden und welche Themenschwerpunkte im Arbeitsalltag gesetzt sind. Die Ergebnisse haben wir hier zusammen gefasst.
Der Workshopbericht ist mit einer Open Access-Lizenz hier veröffentlicht.
Programm
10:00 bis 10:15 Uhr | Begrüßung Malte Dreyer, Projektleitung |
10:15 bis 10:20 Uhr | Das Forschungsprojekt FDNext Anna Lehmann, Koordination FDNext |
Impulsvorträge
10:20 bis 11:00 Uhr |
FDM in der Forschungspraxis - Affective Societies (SFB-INF-Projekt) |
FDM in dienstleistenden Einrichtungen - Universitätsrechenzentrum Leipzig | |
FDM in regionalen Verbänden - FDM-BB | |
FDM in nationalen Verbänden - NFDI FAIRmat | |
11:00 bis 11:15 Uhr | kleine Pause und Öffnung des kumospace |
Panel
11:15 bis 12:00 Uhr |
Strategisches FDM für die Forschungs(daten)praxis Nachhaltiges Forschungsdatenmanagement (FDM)
ist ein essentieller Bestandteil von Forschungsprojekten aller Wissenschaftsdisziplinen. FDM ist deswegen immer relevanter für universitäre Strukturen – von einzelnen WissenschaftlerInnen und Fakultäten/Institute über dienstleistende Einrichtungen bis zur Verwaltung. Richtlinien und Policies der Institutionen oder der Forschungsförderer setzen zur erfolgreichen Umsetzung des FDMs auf die Selbstverwaltung der Universitäten. Landesinitiativen und Vereine wie die Nationale Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) fordern gleichzeitig mehr Schulungen, mehr Dienste und größere Netzwerke. |
12:00 bis 13:00 Uhr | große Pause im kumospace |
Parallele
Arbeitssessions 13:00 bis 14:30 Uhr |
FDM disziplinspezifisch. Ein Blick auf Psychologie und Bildungswissenschaft Janna Kienbaum, Universität Potsdam |
FD-Policies für Forschungsprojekte Simon Schmiederer und Monika Kuberek, Technische Universität Berlin | |
Wie nachnutzen? Die Perspektiven auf die Veröffentlichung von Forschungsdaten Anna Lehmann, Humboldt-Universität zu Berlin | |
Rechtliche Beratung im FDM - Aufbau und Funktionsweise eines rechtlichen First-Level-Supports Patryk Fischer, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) | |
Blended Learning für FD-Trainings - Expert*innenevaluierung anhand definierter Qualitätskriterien Marie Theres Augsten und Katrin Woywod, Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg | |
14:30 bis 14:45 Uhr | kleine Pause im kumospace |
14:45 bis 15:30 Uhr | Resümee der Arbeitssessions Im letzten Teil des FDNext Workshops wollen wir die Zeit nutzen und die Ergebnisse aus den
Arbeitssessions besprechen. Ziel ist es allen Interessierten, die nicht an den Sessions teilnehmen können, die Kernelemente zugänglich zu machen. |
15:30 bis 16:00 Uhr | Abschied und Flurgespräche im kumospace |
Impuls und Panel
Zu Beginn des Workshops berichteten die eingeladenen Expert*innen von den FDM-Tätigkeiten in ihrem jeweiligen Arbeitsalltag, um anschließend aus diesen vier Perspektiven heraus im aktiven Austausch in Form eines Panels die Entwicklung des FDMs zu diskutieren. Michaela Rizzolli vertrat aus ihrem Forschungsalltag innerhalb des Infrastrukturprojekts „Informationsinfrastruktur und Datenmanagement (TP INF) am SFB 1171 Affective Societies: Dynamiken des Zusammenlebens in bewegten Welten" die Perspektive der Forschungs(daten)praxis. Aus Sicht der dienstleistenden Einrichtungen einer Universität sprach Stefan Kühne aus seinem Arbeitsalltag am Universitätsrechenzentrum der Universität Leipzig. Als Mitarbeiterin des Projekts FDM-BB bereicherte Janine Straka die Diskussionsrunde um die Perspektive eines regionalen FDM-Verbunds. Abschließend berichtete Carsten Baldauf in seinem Impuls-Vortrag aus dem NFDI-Konsortium [1] FAIRmat und nahm so die Position als Mitglied eines nationalen FDM-Verbunds ein. Die Folien der Kurzvorträge zusätzlich zur Eröffnungsrede und zur FDNext-Projektvorstellung sind nachfolgend verlinkt:
- Eröffnungsrede des Projektleiters Malte Dreyer
- Projektvorstellung FDNext
- FDM in der Forschungs(daten)praxis – Affective Societites (SFB-INF Projekt)
- FDM in dienstleistenden Einrichtungen – Universitätsrechenzentrum Leipzig
- FDM in regionalen Verbänden – FDM-BB
- FDM in nationalen Verbänden – NFDI-Konsortium FAIRmat
Die sich an die Impulsvorträge anschließende Paneldiskussion offenbarte vier Kernbereiche in der strategischen FDM-Zusammenarbeit, die auch über den Workshop hinaus einen offenen, aktiven Dialog fordern. Diese Bereiche lassen sich wie folgt benennen: Bedarfe der Forschenden, Netzwerkstrukturen für eine regelmäßige Zusammenarbeit innerhalb und außerhalb der Organisationen, Kommunikationskanäle zwischen allen Akteuren der FDM-Community sowie Transfermöglichkeiten, insbesondere als institutionsübergreifender Transfer von Diensten und Services. Es wurde bei allen Aspekten deutlich, dass Nutzungsanreize für Forschende geschaffen werden müssen, entsprechende Schulungen dabei unterstützen können und vor allem die Kommunikation zwischen den FDM-Akteuren intensiviert werden sollte. Trotz der starken technischen Komponente des aktuellen institutionellen FDM dürfen aber auch Bedarfe nach analogen Services nicht vernachlässigt werden. Ein Bottom-Up-Prinzip kann daher sowohl bei der Einführung digitaler Dienste als auch bei der Verbreitung analoger Services ein vielversprechender Ansatz sein.
Das Panel schloss mit der Verabredung, weiterhin das Gespräch zwischen den einzelnen Akteuren und deren unterschiedlichen Perspektiven aufrecht zu erhalten. Es wurde sichtbar, dass der Bedarf zur Strategieentwicklung des FDMs gewachsen ist und das Interesse der Community an diesem Thema sehr groß ist.
Ergebnisse der parallelen Arbeitssessions
Während der erste Teil des Workshops der Theorie gewidmet war, galt der zweite Teil der FDM-Praxis. In fünf separaten Arbeitssessions wurden unterschiedliche Aspekte des institutionellen FDMs bearbeitet. Für den digitalen Austausch wurde bei allen Sessions die Videoplattform Zoom genutzt. Die kollaborativ erstellten Ergebnisse der Arbeitssessions wurden mit Hilfe des Online-Whiteboard-Dienstes Miro dokumentiert.
Arbeitssession 1: FDM disziplinspezifisch. Ein Blick auf Psychologie und Bildungswissenschaft
Janna Kienbaum, Janine Straka und Boris Jacob (Universität Potsdam)
Es nahmen überwiegend Vertreter*innen allgemeiner Abteilungen wie „FDM- und Prozessmanagement“ von Universitäten bzw. Forschungsinstituten teil. Die Diskussionen unter den acht Teilnehmenden entwickelten sich daher trotz der disziplinspezifischen Ausgangsthemen primär auf übergeordneter Ebene. Die Arbeitssession teilte sich auf in drei Thementische, für die die Teilnehmenden jeweils 20 Minuten Zeit hatten.
Der erste Thementisch FDM im Forschungsalltag befasste sich mit der Frage, wie die Umsetzung von übergeordneten FD-Policies und der FAIR-Data-Prinzipien im disziplinären „Alltagsgeschäft“ praktizierbar ist. Auf fachbezogener Ebene wurde dabei insbesondere die Spannung aus Erfüllung von Datenschutzanforderungen bei qualitativen, sensiblen Daten bei gleichzeitigem Anspruch der Transparenz und Nachnutzbarkeit geäußert. Genannt wurde hier u. a. ein Informationsbedarf zu Möglichkeiten der Zugänglichmachung sensibler Daten über Repositorien. Insgesamt kamen die Teilnehmenden zu dem Konsens, dass das Thema FDM als extrinsische Aufgabe wahrgenommen und (primär von Drittmittelgebern) an die Forschenden von außen herangeführt wird. Daraus ergab sich der Anspruch, FDM stärker als „intrinsisch“ motivierten Arbeitsprozess z. B. in der Promotionsphase an die Forschenden zu kommunizieren bzw. nachvollziehbar zu machen, um den persönlichen Eigennutz und Mehrwert zu stärken.
Der zweite Thementisch Datendokumentation konzentrierte sich am Beispiel einer absichtlich lückenhaft erstellten Datentabelle auf die Frage, welche Informationen es zum (themenfremden) Nachvollziehen von Daten bedarf. Nachdem die Teilnehmenden z. B. fehlende Erläuterungen der Spaltenüberschriften oder unsystematische IDs bemängelten, wurde auch hier schnell der allgemeine Wunsch geäußert, die Dokumentation der Daten „intrinsisch“ anstelle einer reinen Antrags- oder Pflichterfüllung nachzuvollziehen. Es gelte, das Bewusstsein für disziplinspezifische Standards, Kontextangaben und Erklärungen der Daten für ein nachhaltiges Management und eine leichte Sekundärnutzung zu stärken. Eine Prüfung der Daten intern im disziplinären Fachbereich, Lehrstuhl oder in der Arbeitsgruppe wurde u. a. als Vorschlag einer Qualitätskontrolle (Erstellung eines Codebuches oder Methodenberichtes, Prüfung der Daten auf Replizierbarkeit) ohne viel Aufwand und Investition genannt.
Der dritte Thementisch Forschungsdatendienste thematisierte anhand vorgeschlagener Forschungsdatendienste der Psychologie und der Bildungswissenschaft den Kenntnisstand bekannter oder zu empfehlender FD-Services. Der Großteil der genannten Dienste war bekannt [2]. Lediglich sehr datenspezifische Dienste wie z. B. das Repositorium „OpenNeuro“ für fMRT-Daten [3] wurden als nicht bekannt markiert. Die Teilnehmenden äußerten primär den Wunsch, für Forschende mit zugeschnittenem Feedback zu Diensten zu arbeiten (z. B. Empfehlung des Anonymisierungsdienstes „QualiAnon“ bei qualitativen Textdaten wie Interviews mit Personenbezug). Somit könnten Forscher*innen gezielter eine Auswahl an FD-Diensten treffen ohne von umfangreichen Angebotsempfehlungen überfordert zu sein. Ein Lösungsvorschlag war die Empfehlung von domänen-spezifischen Forschungsdatendienste in Form von Stufen: recherchierte Dienste (z. B. auf einer Website) zu benennen, anhand von Use Cases zu testen und ggf. anhand von Kommentaren zu bewerten.
Die Arbeitssession hat gezeigt, dass für disziplinspezifische Workshops und FDM-Support-Lösungen stärker die Zielgruppe der Forschenden in Form von Fokusgruppengesprächen oder disziplinrelevanten Veranstaltungen angesprochen werden sollte. So könnten noch gezielter die Hürden und „Good Practices“ spezifisch qualitativer, quantitativer oder gemischter Datensätze eingeschätzt werden.Arbeitssession 2: Forschungsdaten Policies für Forschungsprojekte
Simon Schmiederer und Monika Kuberek (Technische Universität Berlin)
In der ersten Frage, die in vier Kleingruppen bearbeitet wurde, ging es darum, was in einer FD-Policy für Forschungsprojekte geregelt werden sollte bzw. um mögliche Inhalte einer FD-Policy. Die Gruppen stellten jeweils unterschiedliche Inhalte heraus: Bei einer Gruppe wurden mehr allgemeine Fragestellungen, wie Definition, Geltungsbereich und -zeit, Workflow-Management, Rechtsfragen, regelmäßige Aktualisierung genannt - alle mit diversen Unterpunkten. Die zweite Gruppe hob unter den Überschriften rechtliche/ethische Aspekte, FAIR-Prinzipien und Langzeitarchivierung verschiedene Aspekte wie beispielsweise Datenschutz, Lizenzen, offenen Zugang, Standardformate hervor und thematisierte Verantwortlichkeiten. Die dritte Gruppe ergänzte das Thema Data Ownership. Die vierte Gruppe diskutierte auf einer abstrakteren Ebene und thematisierte Innen- und Außenwirkung, Minimalanforderungen und Anerkennung der Datenpublikation als Forschungsleistung. Insgesamt wurde eine große Bandbreite an Themen genannt, die Inhalt einer FD-Policy sein können.
Die zweite Frage, ob jedes Forschungsprojekt eine FD-Policy haben sollte, wurde in der gesamten Gruppe dahingehend diskutiert, dass es einerseits sinnvoll ist, einen schriftlichen Konsens zum Umgang mit Forschungsdaten zu formulieren und dass eine FD-Policy von Nutzen ist, wenn die Daten nach Projektabschluss weiter genutzt werden sollen, da Zugangsregelungen auf Policy-Ebene eine stärkere rechtliche Bindung entfalten als ein Datenmanagementplan. Gleichzeitig wurde eingebracht, dass zu viele Dokumente im FDM verwirrend sein können und eine FD-Policy für Forschungsprojekte nicht zu einer Überbürokratisierung führen dürfe. Es wurde als zweckmäßig erachtet, in Verbundprojekten die Dokumente im FDM auf unterschiedlichen Ebenen zu nutzen: den DMP als lebendes Dokument auf der Ebene von Teilprojekten, die FD-Policy hingegen auf der Ebene des Verbundprojektes.Arbeitssession 3: Wie nachnutzen? Die Perspektiven auf die Veröffentlichung von Forschungsdaten
Anna Lehmann und Kerstin Helbig (Humboldt-Universität zu Berlin)
Die Arbeitssession stellte die Frage in den Mittelpunkt, welche Schritte unternommen werden müssen, um Forschungsdaten sinnvoll für eine Nachnutzung aufzubereiten. Die relativ kleine Gruppengröße von sieben Teilnehmenden erlaubte eine Diskussion im Plenum. Vor der Beantwortung der Frage wurden in einem ersten Schritt alle FDM-Komponenten und Dienste, die für eine Nachnutzung von Forschungsdaten relevant sind, gesammelt. Die Inhalte dieser Sammlung wurden farblich codiert und anschließend aus den vier Perspektiven von Forschenden (gelb), universitären Zentraleinrichtungen (rot), Serviceleistenden (blau) und der universitären Verwaltung (grün) diskutiert. Anschließend wurde die Ausgangsfrage aus diesen verschiedenen Perspektiven beantwortet, indem die Teilnehmenden nacheinander jede dieser Betrachtungsweisen einnahmen und die benötigten Werkzeuge und Dienste diskutierten.
Während der Diskussion wurden die FDM-Komponenten anhand ihres Arbeitsaufwands und der Höhe des Outcomes in einer Matrix verortet. Die ausgefüllte Arbeitsmatrix ist in Abbildung 1 dargestellt.
Die Diskussion mit den Teilnehmenden zeigte: Einige FDM-Komponenten sind in allen Perspektiven von großer Bedeutung. Dazu gehören rechtliche Bestimmungen und (institutionelle) Richtlinien, die Suche nach geeigneten Repositorien und Fachdatenbanken sowie die Wahl nach dem Format von Forschungsdaten. Diese Priorisierung von FDM-Komponenten wird in der Sammlung und Systematisierung der Handlungsfelder universitärer Serviceeinrichtungen berücksichtigt und somit in die Entwicklung des Referenzmodells einfließen.Arbeitssession 4: Rechtliche Beratung im FDM - Aufbau und Funktionsweise eines rechtlichen First-Level-Supports
Patryk Fischer (Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder))
Zum Einstieg in die Thematik wurden Vor- und Nachteile eines rechtlichen First-Level-Supports durch das FDM-Personal aus Bibliotheken, Rechenzentren und den Bereichen Forschungsförderung als erste Beratungsstelle für Forschende zu rechtlichen Fragen des FDM mit den eingeladenen Rechtsexperten diskutiert. Als wesentliche Vorteile wurden die Nähe des FDM-Personals zu den Forschenden sowie die zeitnahe Unterstützung und Lösung von rechtlichen Problemen, mit denen sich die Forschenden an die Beratungsstelle wenden, genannt. Außerdem wurde angedeutet, dass durch den rechtlichen First-Level-Support eine Entlastung für Datenschutzbeauftragte und die Justiziariate möglich ist. Somit könnte die Beratungsstelle als eine Schnittstelle zwischen den Forschenden und den Datenschutzbeauftragten bzw. Justiziariaten fungieren. Als ein Nachteil wurde u.a. die Unklarheit des für die Beratung nötigen Wissens und daher der erforderlichen Ausbildung der Beraterenden angesprochen.
Im zweiten Teil der Arbeitssession wurden der Umfang und die Funktionsweise der rechtlichen Beratung im Rahmen des rechtlichen First-Level-Supports durch das FDM-Personal besprochen. Für Dr. David Linke ist die Zusammenarbeit des nicht-juristisch ausgebildeten FDM-Personals mit den Juristen*innen an der Universität wichtig. Für Thomas Hartmann erzeugen individuelle Auskünfte einen großen Aufwand für die Beratenden. Zudem gebe es für viele rechtliche Fragen im FDM keine Lösungen „von der Stange“ und selbst im Rahmen von NFDI-Projekten könne keine Einzelfallberatung zu rechtlichen Fragen stattfinden. Selbst wenn daher eine Einzelfallberatung durch das FDM-Personal angeboten werden sollte, „sind keine verbindlichen Lösungen zu erwarten“.Im dritten Teil der Arbeitssession wurde ein Modell für die Einzelfallberatung im rechtlichen First-Level-Support durch das FDM-Personal vorgestellt und diskutiert. Nach Dr. David Linke müsste man die Rechtsberatung „nicht nur rechtssicher, sondern praktisch ausgestalten“; vom rechtlichen First-Level-Support im Bereich FDM könne somit ein „Fundus an Wissen bezüglich rechtlicher Fragen“ aufgebaut werden, beispielsweise in Form von Best Practices.
Im letzten Teil der Arbeitssession wurden eventuelle Risiken (insbesondere Haftungsrisiken) für das nicht-juristisch ausgebildete FDM-Personal im Rahmen des rechtlichen First-Level-Supports besprochen. Dabei wurde deutlich, dass die rechtlichen Beratenden eine hinreichende (auch haftungsrechtliche) Unterstützung von Seiten ihrer Institution genießen sollten. Als erforderlich für die juristische Absicherung wurde zudem die Zusammenarbeit der Beratenden mit den jeweiligen Justiziariaten und den Datenschutzbeauftragten betont.
Die Ergebnisse der Arbeitssession sowie die Argumente für die Schaffung eines rechtlichen First-Level-Supports im Bereich FDM in Form einer überinstitutionellen Beratungsstelle (siehe in Abbildung 2) wurden mittels des Online-Tools Miro gemeinsam mit den Teilnehmenden der Arbeitssession zusammengefasst.Arbeitssession 5: Blended Learning für FD-Trainings – Expert*innenevaluierung anhand definierter Qualitätskriterien
Marie Theres Augsten und Kathrin Woywod (Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg)
Insgesamt evaluierten die Teilnehmenden nach sieben Kriterien - fachlich (2 Items), didaktisch (3 Items), medientechnisch (2 Items). Im Gesamteindruck bewerteten sie das didaktische Konzept als gut strukturiert und detailliert ausgearbeitet. Das Feinkonzept, wie auch erste, umgesetzte Lernelemente berücksichtigten nach Meinung der Expert*innen die relevanten FDM-Themen und zeichneten sich durch vielfältige Methoden aus. Die Methode des Storytelling wurde als überzeugendes Element des Online-Kurses herausgestellt, besonders um fachspezifische Inhalte zu transportieren.
Potentiale sahen die Teilnehmenden im klareren Herausstellen der Zielgruppe, der Einbindung von Verweisen zu bestehenden Weiterbildungs- und Informationsmaterialien und ggf. der Erstellung einer englischsprachigen Übersetzung. Für das Feinkonzept sei zudem eine deutlichere Darstellung des Umsetzungsformates der einzelnen Kurselemente (Durchführung als Präsenzveranstaltung oder im asynchronen Format) sinnvoll, so die Expert*innen. Für die geplanten fachspezifischen FDM-Vertiefungsmodule wurde angeraten, Fachbereiche nicht zu breit zusammenzufassen, um eine Vermischung von Fachcharakteristika zu vermeiden.
Positiv fiel den Expert*innen die angedachte Struktur des Kurses im Lernmanagementsystem Moodle sowie die Ansprache verschiedener Lerntypen auf. Auch die geplanten Betreuungsangebote der Teilnehmenden wurden als geeignet eingeschätzt.
Auf Basis der vorliegenden Ergebnisse wird eine Anpassung des didaktischen Konzeptes erfolgen. Die verwendete Evaluierungsmethode erwies sich als zielführend und soll auch in der Implementierungsphase weitere Anwendung finden, um eine qualitative Absicherung und Bestätigung der Wirksamkeit des Weiterbildungsangebots zu gewährleisten.Resümee
Zum Abschluss des Workshops trafen sich alle Teilnehmenden und Organisator*innen erneut im Plenum zu einer kurzen Reflexion. Es kann festgehalten werden, dass die beteiligten Akteure des institutionellen FDMs eine hohe intrinsische Motivation mitbringen, die als Grundlage für eine weitere Zusammenarbeit dienen kann. Eine große Herausforderung ist die Vereinheitlichung von Begrifflichkeiten und Abkürzungen, sodass es zum zielführenden Austausch zwischen den Akteuren kommen kann. Die hohe Bereitschaft zur Kommunikation ist dabei gleichermaßen vielversprechend und herausfordernd. Formate wie der durchgeführte Workshop – ob analog, digital oder hybrid – werden von der FDM-Community mit großem Interesse aufgenommen, da diese Veranstaltungen eine Möglichkeit bieten, über Institutions-und Disziplingrenzen hinaus am FDM zu arbeiten. Das FDNext-Team wird einen zweiten Workshop im Frühjahr 2023 durchführen, der zum einen an den Ergebnissen ansetzt und eine kollaborative Gestaltung in den Mittelpunkt stellen wird. Zum anderen liegt der Fokus auf der Evaluation der im Projekt entwickelten Konzepte und Werkzeuge, die in enger Abstimmung mit der wissenschaftlichen Community durchgeführt wird. Erste Prototypen sind für Ende 2022 zu erwarten, die über Zenodo veröffentlicht und nachnutzbar aufbereitet werden. Die Ergebnisse der Arbeitssessions fließen somit bereits jetzt in die Umsetzung der FDM-Services und –Dienste ein. Vor dem Hintergrund der starken Zusammenarbeit in der FDM-Community werden die Werkzeuge, die im Verbundprojekt FDNext entwickelt werden, entlang den Bedarfen der Wissenschaft konzeptioniert.
Verweise
[1] Die Nationale Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) ist ein Zusammenschluss zahlreicher Wissenschaftler*innen mit dem Ziel, eine digitale, verteilte Infrastruktur aufzubauen, die der Wissenschaft Dienste und Beratungsangebote zum FDM anbieten wird. Die NFDI ist in Konsortien organisiert.
[2] Dazu zählen z. B. das Forschungsdatenzentrum vom Leibniz-Institut für Psychologie oder der Forschungsdateninfrastrukturdienst „Verbund Forschungsdaten Bildung“ (VerbundFDB).
[3] Bei der funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRT) wird die neuronale Aktivität im Gehirn sichtbar und somit auswertbar gemacht.
[4] Augsten, Marie Theres; Woywod, Kathrin (2022). Didaktisches Konzept eines Blended Learning Angebots für Forschungsdaten-Trainings, Entwurf V1.0 (1.0). Zenodo. https://doi.org/10.5281/zenodo.6778698.
[5] Kriterienkatalog zur Evaluation von CLASSIC vhb-Kursen (Virtuelle Hochschule Bayern), verfügbar unter: https://www.vhb.org/fileadmin/download/lehrende/CLASSIC_2020_CC.pdf, zuletzt abgerufen am 23.05.2022. Der Kriterienkatalog ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung - nicht kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz (CC-BY-NC-SA)
[6] Think-Pair-Share ist eine dreiphasige, kooperative Arbeitsmethode. Die erste Phase (Think) dient der individuellen Auseinandersetzung jedes/r Einzelnen mit der Aufgabenstellung. In der zweiten Phase (Pair) werden Ideen und Ansätze zu zweit bzw. in kleiner Gruppe diskutiert und ausgetauscht und abschließend im Plenum geteilt (Share).