DH-NRW Workshop zum Thema elektronische Laborbücher (ELN)
Zur Navigation springen
Zur Suche springen
Ort: IT Center, RWTH Aachen
Termin: 20. November 2017
Webseite und Präsentationen: http://www.dh-nrw.de/termine/archiv/2017/workshop-zum-thema-elektronische-laborbuecher-eln-20112017/, http://rwth-aachen.sciebo.de/index.php/s/5OCOay7ocj4w9be#pdfviewer
Mitschriften (verfasst von Frank Lange, IPB)
labfolder (Dr. Florian Hauer, COO der Labfolder GmbH)
- Warum entwickelt? Die Entwickler erlebten selbst "Datenkatastrophen" und möchten die Grundbedürfnisse der Wissenschaftler bedienen:
- - einfach Bedienbarkeit
- - kollaboratives Arbeiten
- - Flexibilität mit Schnittstellen
- - regulatorische Rahmenbedingungen
- Rechteverwaltung ist in beliebig komplexen Untergruppen möglich. (Anm. FRL: Könnte/müsste/sollte man sowas nicht auch mittels Active Directory abbilden? Schafft man damit Doppelstrukturen? Andererseits gibt es die nötige Flexibilität ohne irgendwelche AD-Admins zu fragen.)
- fortgeschrittene elektronische Unterschrift
- am Stand zu erfahren: ohne Zertifikate im Hintergrund, Implementierung wäre zu großer Aufwand; demnächst werden die Checksummen von SHA-1 (buh!) auf SHA-2 umgestellt
- Integration von Legacy-Software über API wäre über den Support möglich.
- Preis für on-premise: 15€ / User / Monat (concurrent) + 2500€ installation fee
- 26 Mitarbeiter, wachsend
- Export von Einträgen: PDF, XHTML, JSON
Fragen / Antworten:
- Können Roh-/Primärdaten in Laborbucheinträge intergriert werden? Ja, aber nur Standard-Dateiformate sind interpretierbar. labfolder selbst sollte nicht als Langzeitarchiv für größere Datenmengen genutzt werden. ~100MB sind ok.
- Chemische Strukturformeln sind fürs nächste Jahre geplant.
- Literaturstellen aus EndNote einbindbar? Nein, nur über Mendeley.
- Wie kann der Übergang zum ELN am besten gestaltet werden? Poweruser nutzen; PIs können Multiplikatoren sein; Menschen mit Vorbehalten gezielt ansprechen
- Können Handschrift und Sprache als Eingabe verstanden werden (Use cases: Mobiles Gerät, Arbeiten im S3/S4-Bereich)? Fürs nächste Jahr geplant
- Lizensierung: Subskription; Gibt es auch Softwareüberlassung?
- Die Mobile-APP soll demnächst überarbeitet werden.
RSpace ELN (Dr. Harald Kusch, Medizinische Informatik an der Universität Göttingen)
- SFB1002: Medizin, translationale Forschung
- SFB1190: Biochemie
- Konzept: Verlinken von Daten; Welche Daten sollen direkt ins ELN bzw. welche sollen nur verknüpft werden? Doppelte Datenhaltung ist eher schlecht. Wichtig sind Zitationsmöglichkeiten und persistent Identifier.
- beliebige Strukturierung im ELN möglich:
- - chronologisch (wie Paper-Journal)
- - projektorientiert
- - methodenorientiert
- Raum für Kreativität: leere Seite
- auch möglich: strukturierte Dokumentation, sprich "Protokolle"/Vorlagen/Templates; Wer entwickelt diese Vorlagen? Poweruser
- Export: PDF, HTML, XML; Repositoriensoftware (DSPACE, Dataverse) kann angebunden werden.
- Ideale vs. Realität: Welche Funktionalitäten bietet ein ELN vs. welche Schnittstellen zu anderer Software?
Fragen / Antworten:
- Wie groß ist die RSpace-Community? Eher klein; man muss sich mühsam Kontakte suchen
- Problematik lebende/sich ändernde Protokolle: Wie könnte man rückwirkend alte Experimente zurückarbeiten?
- Unimedizin Göttingen: Marktanalyse 2012, Anforderungskatalog; eCat ist sehr datenbanklastig
- Support vom Vendor? Guter Support; über technischen Support hinaus; ResearchSpace ist ein Startup
- Manpower vor Ort: 4 HIWIs, 3 wiss. Mitarbeiter der SFBs; Nachhaltigkeit nach Ende der SFBs fragwürdig
Chemotion ELN (Dr. Nicole Jung, Gruppenleiterin der Compounds Platform am KIT Entwicklerin von Chemotion)
- Problem: Forschungsdatenrepositorien im Bereich Chemie sind kaum bevölkert, deshalb sind Exportfunktionen direkt aus dem ELN wichtig.
- cubuslab: Startup; bietet Beratung/Lösungen zur Laborgeräteintegration
- Supporting Information (in Chemiejournalen sehr verbreitet) kann man direkt aus dem ELN erzeugen.
- Ketcher (Editor für chem. Strukturformeln) wurde modifiziert.
- Abbildung von Wellplates/biologischen Screens ist rudimentär möglich.
Fragen / Antworten:
- Was ist die Funktion der "virtuellen Maschinen"? In den Laboren existieren viele Altgeräte. Die dazugehörigen Messrechner geben irgendwann den Geist auf und somit ist die Gerätesoftware verloren. Konzept: Lasse die Gerätesoftware in VMs laufen (Stichwort: Langzeitarchivierung von Software; Projekt bwFLA). Die Schnittstelle zum Messgerät erfolgt über dial-a-device.
- Man kann ChemDraw-Dateien nicht importieren.
- Nachverfolgbarkeit innerhalb des ELN:
- - Sample/Batch wurde in einem Experiment verwendet? Ja. (quasi Verknüpfung in beide Richtungen)
- - Synthesen über mehrere Schritte? Später.
- SciFinder-API: Funktionalität ist begrenzt; Lizensierung ist schwierig.
- Verselbstständigung nach Ende des DFG-Projekts? Chemotion ist im KIT bereits stark integriert; eine Stelle wäre ausreichend für Support und Pflege.
- Erkennung handschriftlich gezeichneter chem. Strukturformeln? Gibt es nicht.
openEventory und Sciformation (Dr. Felix Rudolphi, Geschäftsführer von Sciformation Consulting Entwickler von openEventory und Sciformation)
- Wie entstanden?
- - TU Kaiserslautern: open enventory als Chemikalienkataster (Stichwort Chemikaliengesetz)
- - MPI für Kohlenforschung: Sciformation ELN
- Workflow für Chemikalieninventar: Kaufen → Einpflegen (dauert ca. 2 min); man bekommt automatisch die Sicherheitsdatenblätter
- Workflow Synthese: z.B. über Templates
- Workflow selber zusammenbauen aus atomaren Bausteinen; Validierung/Pflichfelder sind möglich.
- Analytikdaten: Lesen von relevanten Dateiformaten möglich; Ansicht ist interaktiv.
- Suche: mit/nach chem. Strukturformeln; Suche nach Signalmustern (z.B. MS)???
Fragen / Antworten:
- Lizensierung: Campus-Lizenz mit unbegrenzter Zahl von Nutzern und zeitlich unbegrenzt
- Kosten: niedriger 5-stelliger Betrag für Unis
- Workflowbeschreibung (XML-Format) selbst geschrieben
JuliaBase ELN (Dr. Torsten Bronger, Entwickler des ELNs JuliaBase am Forschungszentrum Jülich)
- Workflow am Prinzip "Ursache und Wirkung" orientiert; zu jedem Item gibt es einen Arbeitsplatz/Computer
- probenzentrisch (→ LIMS???)
- browserbasiert
- Suche: SQL-Abbildung, also sehr DB-lastig
- Geräteanbindung: nur Metadaten über Experiment speichern; Rohdaten bleiben im Archiv
- spezifisch auf die Workflows der Solarzellenforschung zugeschnitten
- eine Person macht Softwareentwicklung und Support
- Im FZ Jülich sind 40 Apparaturen ins System eingepflegt.
- Probennamen werden nach Eingabe validiert, ob sie in der Datenbank existieren
Labordatenmanagement an der ETH: Prozesse, Werkzeuge & Erfahrungen (Dr. Bernd Rinn, Leiter der Sektion Scientific IT Services der ETH Zürich)
- digitale Revolution im Labor: Paper trails are incomplete. Ein Laborbuch kann die komplexe digitale Laborumgebung nicht abbilden.
- Problem: Management aktiver Forschungsdaten
- Marktentwicklung: laboratory informatics market
- Projektmanagement: Es ist besser, zunächst das LIMS einzuführen und danach das ELN
BeLab: Beweissicheres elektronisches Laborbuch (Tobias Duden, Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB))
- Sprecher Tobias Duden: Wirtschaftsinformatiker, IT der PTB
- Die PTB ist das nationale Metrologieoinstitut mit etwa 200 Laboren → breites Anforderungsprofil
- Beweissicherheit ist wichtig z.B. für Bauartzulassungen (u.a. Geschwindigkeitsüberwachung). Fristen sind zum Teil über 30 Jahre.
- BeLab-Projekt: rechtliche Kriterien → funktionale Anforderungen an ein ELN
- Zweite Projektphase: 2014 gab es eine Simulationsstudie (= simulierte Gerichtsprozesse) → Urteile waren "absolut eindeutig"
- Schichtenmodell nach BSI TR-03125: Applikationsschicht könnte ein beliebiges ELN sein.
- Middleware macht die Übersignierung; Zeitskala ist alle 3 Jahre
- an der PTB im Testbetrieb: Proof of concept mit Sciformation
Fragen / Antworten:
- Authentifizierungsmechanismen: nur Passwörter
- Chemotion will BeLab-Konzepte übernehmen. Jan Potthoff (SCC, bereits in erster BeLab-Projektphase dabei gewesen) ist auch im Team.
Rahmenbedingungen und Voraussetzungen für den Einsatz elektronischer Laborbücher (Marius Politze, IT Center der RWTH Aachen)
- "Was weiß die RWTH, was die RWTH weiß?" ... nichts → Administration hat keinen Einblick in die Fakultäten/Forschungsgruppen.
Fragen / Antworten:
- "ELN-Einführung wird IT-Albtraum in 15 Jahren." → Man braucht eine Exit-Strategie, z.B. falls der ELN-Hersteller pleite geht. → In großen Einrichtungen sollte man eine ELN-Heterogenität möglichst vermeiden.